Innovatives Projekt für „1 A-Award“ noch bis zum 31. August einreichen
Preis für Verbesserungen beim Arzt
und in der Apotheke – jetzt bewerben!
Das Gesundheitssystem in Deutschland – es steht vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel verändert die Alterspyramide, auch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen steigt. Der Finanzierungsdruck nimmt zu, Fachkräftemangel droht und ein regionales Gefälle bei der Versorgungsqualität ist längst Realität.
Was tun? Zusammen mit der Medical Tribune und der Deutschen Apotheker Zeitung hat 1 A Pharma mit dem „1 A-Award“ einen Preis ins Leben gerufen, der konkrete Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auszeichnet. In diesem Jahr geht es in die dritte Runde – Bewerbungsschluss für innovative Projekte ist der 31. August 2020. Mehr Informationen hier.
Qualitätssiegel für beste Beratung in der Apotheke
Verein „Babyfreundliche Apotheke“ mit dem 1A-Award ausgezeichnet!
Die Grundidee – ganz einfach: Wenn es um die wichtigen Dinge im Leben geht, möchte man sich von Spezialisten beraten lassen. Das gilt gerade für werdende Müttern und jungen Eltern. Ihr wichtigster Ansprechpartner ist eine von 70 zertifizierten babyfreundlichen Apotheken.

Dass es sie überhaupt gibt, ist Karin Kriwanek zu verdanken. Sie hat vor zwölf Jahren den Verein „Babyfreundliche Apotheke e.V.“ gegründet. Mit großem Engagement leitet sie ihn bis heute. Jetzt wurde die Apothekerin dafür mit dem 1 A-Award 2019 ausgezeichnet.
Die unabhängige Jury hat das Konzept überzeugt. Die Apotheke als Kompetenzzentrum rund ums Baby – bei dieser Idee gibt es nur Gewinner. Ein Qualitätssiegel für die beste Beratung in der Apotheke schafft nicht nur Vertrauen, sondern erobert auch eine neue Zielgruppe. „Schwangere, die individuell und kompetent beraten werden, kommen auch als junge Mütter wieder“, erklärt Karin Kriwanek den kurzen Weg vom Erstbesuch zur treuen Stammkundin.
Angefangen hat Karin Kriwanek mit ganzen sechs Apotheken, inzwischen gehören zum Verein stolze 120 Apotheken. „Sie haben erkannt, dass sich viele Schwangere und junge Mütter bei Fragen vertrauensvoll zuerst an ihre Apotheke werden“, so Kriwanek, „da liegt es doch auf der Hand, mit speziellem Wissen Kunden glücklich zu machen.“
Das Qualitätssiegel „Babyfreundliche Apotheke“ kann man nicht kaufen: Es wird vom Verein erst dann gewährt, wenn ein Apothekenteam seine spezielle Qualifikation nachgewiesen hat. Dazu gehören Fortbildungen und eine strenge Prüfung vor einem externen Gutachter. „Doch unsere gute Arbeit spricht sich rum“, erklärt die Gewinnerin des 1 A-Awards, „deshalb werden wir immer mehr.“
Worum geht es genau?
Die Beratung von schwangeren Frauen: Werdende Mütter haben häufig mit typischen Beschwerden zu kämpfen, wie Übelkeit oder Verstopfung. Experten in babyfreundlichen Apotheken wissen, welche Hausmittel den Frauen zuverlässig helfen.
Die Beratung von stillenden Müttern: Es ist allen babyfreundlichen Apotheken ein besonderes Anliegen, das Stillen zu unterstützen. Aber nicht jeder Mutter gelingt das problemlos. Oder sie erkrankt und muss ein Medikament einnehmen. Die babyfreundlichen Apotheken wissen, was Mutter und Kind hilft.
Die Beratung von jungen Eltern: Insbesondere nach der Geburt des ersten Kindessehen sich Eltern vor unerwartete Herausforderungen gestellt – von Einschlafproblemen über den wunden Po des Säuglings bis zu einem Schreibaby. In den qualifizierten Apotheken finden sie handfeste Unterstützung. Außerdem wird der Verleih von Milchpumpen und Babywaagen angeboten.
„Wir freuen uns riesig über die Auszeichnung, das gibt allen noch einmal einen richtigen Motivationsschub“, freut sich die Vorsitzende. Denn ihr Verständnis einer babyfreundlichen Apotheke geht sehr weit. „Wir wollen Teil eines lokalen Netzwerks sein – zusätzlicher Ansprechpartner neben Hebamme, Stillberaterin und Arzt.“
Apothekerin Karin Kriwanek aus Ehingen wurde stellvertretend für den Verein „Babyfreundliche Apotheke e.V.“ mit dem 1A-Award 2019 ausgezeichnet. Die gebürtige Münchnerin und Mutter von zwei Kindern ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, ausgebildete Still- und Laktationsberaterin IBCLC und hat eine Heilpraktikerin-Ausbildung. Ihr war schon früh klar, sich auf das Thema Baby in der Apotheke zu spezialisieren.
Lehrer und Erzieher werden im Umgang mit erkrankten Kindern geschult
Diabetes-Fortbildungsinitative gewinnt 1A-Award
Fünf Projekte waren für den 1A-Award 2019 nominiert. Gewonnen hat eine Organisation, die Pädagogen beibringt, was sie bei Kindern mit Typ-1-Diabetes beachten müssen – standardisiert und digital.

Ein Zwölfjähriger hat bei einem Schulausflug Probleme mit seinem Diabetes, im Kindergarten fängt ein zuckerkrankes Mädchen plötzlich an, unkontrolliert zu zittern und zu schwitzen. Muss der Lehrer reagieren und wenn ja wie? Muss man einen Schüler mit Typ-1-Diabetes überhaupt mit auf eine Klassenfahrt nehmen und wenn ja, welche Konsequenzen hat das, auch rechtlich?
Vor derlei Fragen stehen Schulpersonal, aber auch Erzieher in Kindergärten, Horten oder Krippen immer wieder. Weshalb es seit vergangenem Jahr in Rheinland-Pfalz eine Initiative gibt, die Lehrern und Erziehern standardisiert auf die Sprünge hilft, per Webvideo. Dafür erhielt der Verein „Hilfe für Kinder und Jugendliche bei Diabetes mellitus e.V.“ nun den 1A-Award. Eine unabhängige fünfköpfige Jury hatte den Preisträger Ende des vergangenen Jahres ausgewählt.
Marlies Neese, Vorsitzende des Vereins, nahm die Ehrung im Januar entgegen. „Für mich stellt der Preis eine schöne Anerkennung für meine und viel wichtiger unsere Arbeit dar, denn es waren wirklich eine Menge Menschen beteiligt“, sagt Neese. Selbst Mutter eines zuckerkranken Kindes, gründete sie im Jahr 2006 den Verein, nachdem sie jahrelang mit Widrigkeiten und Problemen ihrer Tochter im Schulalltag gekämpft hatte. Diese ist inzwischen über 40 Jahre alt und selbst Mitglied. Der Verein unterstützt Kinder und Jugendliche mit Diabetes und berät Eltern, das gesamte Umfeld einschließlich pädagogischer Fach- und Lehrkräfte. 2015 folgte die Idee, Pädagogen in Sachen Diabetes fortzubilden. Grundlage waren Handlungsempfehlungen des Landes Rheinland-Pfalz, nach denen Lehrer und Erzieher ein Anrecht auf medizinische Aufklärung über Diabetes haben.
Der Anfang war nicht einfach: „Bis wir ein einheitliches Curriculum hatten, nachdem die Schulungen ablaufen sollen, verging etwa ein Jahr“, sagt die Stellvertretende Vorsitzende des Vereins und niedergelassene Diabetologin Dr. Dorothea Reichert. Denn es galt, Experten vom Qualitätszirkel für Kinderdiabetologie sowie Erwachsenendiabetologen mit Zulassung zur Behandlung von Kindern unter einen Hut zu bringen.
Irgendwann war klar, dass Präsenzveranstaltungen auf Dauer zu aufwendig sind. Mitte 2019 folgte der Umschwung ins Digitale. „Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie und das Bildungsministerium sowie die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland haben uns unterstützt“, erläutert Dr. Reichert. In Online-Schulungen können Teilnehmer die Grundlagen der Erkrankung verstehen lernen. Zeitunabhängig, wichtig für die Teilnehmer, aber auch für die Diabetes-Referenten: „Wir haben zu wenig Diabetologen. Die müssten für Livevorträge ihre Praxen schließen und auf Reisen gehen, um dann an einem bestimmten Ort eine kleine Gruppe von pädagogischen Lehrkräften fortzubilden. Diese Zeit fehlt in den Sprechstunden und den Ambulanzen“, sagt Neese.
Das Programm besteht aus acht Filmen. Neben Basiswissen zum insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 1 gibt es Informationen zu Themen, die direkt den Kita- bzw. Schulalltag betreffen. Auch soziale Probleme werden angesprochen. So müssen Erziehungsberechtigte ein Formular ausfüllen, damit es den Pädagogen überhaupt erlaubt ist, das Kind zu unterstützen oder gar Medikamente zu verabreichen.
Sollten nach den Filmen noch Fragen offen sein, können die Teilnehmer diese in einem FAQ nachsehen oder per Mail stellen. Kompetente und erfahrene Experten beantworten sie dann zeitnah. Am Ende jeder etwa fünfminütigen Einheit folgt ein kleiner Test, indem die wichtigsten Punkte noch einmal wiederholt werden. Ein bis zweimal im Monat, bei Bedarf auch öfter, gibt es Live-Fragerunden im Internet, bei denen sich die Teilnehmer informieren können. Die Beantwortung obliegt Diabetesärztinnen und -ärzten, die auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind.
Ute Schmazinski vom Bildungsministerium Rheinland-Pfalz ist begeistert vom Projekt, in das das Ministerium von Anfang an involviert war. „Für uns stellt es auch eine Art Leuchtturm dar, Diabetes ist ja nicht die einzige chronische Erkrankung, mit der Lehrer und Erzieher konfrontiert sind. Fakten auf einer breiten, wissenschaftlich korrekten Basis zu vermitteln und damit Ängste abzubauen, erscheint uns sehr wichtig“, sagt die Referatsleiterin.
Das Ministerium stellt die Plattform zur Verfügung und das Personal zur Betreuung der Seiten. In Zukunft sollen auch die Honorare der beteiligten Ärzte über die Behörde fließen. Neben der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland ist das Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz mit im Boot. Die Filme sind an den Bildungsserver des Landes angeschlossen, sodass man nach Anmeldung jederzeit kostenlos darauf zugreifen kann.
Der Erfolg gibt dem Verein Recht: „Seit Mitte Mai letzten Jahres haben wir fast 700 Teilnehmer ausgebildet. Und nicht nur pädagogische Fach- und Lehrkräfte sind interessiert Es kamen bereits Anfragen aus anderen Bundesländern und sogar anderen EU-Ländern“, erklärt Neese. So soll das Projekt auch anderen (Bundes-)Ländern zur Verfügung gestellt werden. „Wir möchten aber die Hoheit über die Inhalte behalten, um eine Einheitlichkeit und auch eine Sicherheit zu gewährleisten“, erläutert Schmazinski.
Und die Filme sollte man immer wieder anpassen, denn die Inhalte müssen ständig aktuell gehalten werden. „Die Wissenschaft bleibt nicht stehen und das möchten wir auch weitergeben“, sagt Schmazinski. Marlies Neese möchte in ihrem Alter eigentlich etwas kürzer treten. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes arbeitet aber bereits an einem neuen Diabetes-Projekt, das sich an das alte anlehnt. Vielleicht ein Anwärter für den nächsten 1A-Award.
Deutschlands Digitäler
Vorletzter Platz im Digital Health Index – und auch sonst liegt einiges im Argen
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens verläuft in Europa uneinheitlich. Während die Esten schon in allen Apotheken das E-Rezept einlösen können und in Dänemark Stationsärzte und Hausärzte eine Patientenkurzakte digital austauschen, wird in deutschen Arztpraxen vieles noch auf Papier erledigt.

Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinkt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterher – Potenziale für Qualität und Effizienz der Versorgung bleiben ungenutzt“, urteilt die Bertelsmann-Stiftung in ihrer aktuellen Studie „#SmartHealthSystems“. Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz, nur Polen ist schlechter.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt die Untersuchung „Gesundheit 4.0“ von Spectaris und Roland Berger. Zitat: „Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen kommt nur schleppend voran. Führend sind derzeit die Niederlande, Dänemark und Schweden. Problematisch sind vor allem die sektorale Trennung und die damit verbundene schlechte Vernetzung von Krankenhäusern, Kliniken und Arztpraxen.“
Andere Länder sind in Sachen verbesserter medizinischer Versorgung schon weiter. Die Bertelsmann-Studie fasst das exemplarisch zusammen. Beispiel Estland: Das elektronische Rezept kann in jeder Apotheke eingelöst werden, Videosprechstunden und Online-Terminvergaben sind inzwischen Routine. Die technische Abdeckung aller digitalen Dienste liegt bei beeindruckenden 100 Prozent.
Ähnlich innovativ geht es in Kanada und Dänemark zu. Seit 18 Jahren koordiniert die Behörde „Canada Health Infoway“ digitale Gesundheitsstrategien und steuert Investments in den Provinzen, einen landesweiten Aktionsplan „Digital Health“ gibt es seit 2013. Dänemark bietet ein zentrales Log-in zu allen digitalen öffentlichen Diensten für Patienten und Ärzte. Ebenfalls im täglichen Einsatz: elektronische Patienten- und Medikationsakte und das elektronische Rezept.
Auch die Menschen in Deutschland wünschen sich, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens zur Chefsache gemacht wird und das Thema an Tempo gewinnt. Dies ergab die Studie „Digital Government Barometer 2018“ von Sopra Steria. Konkrete Wünsche: Vorteile durch Gesundheits-Apps, digitale Diagnosetools und Videosprechstunden, mit denen man zeitaufwendige Arztbesuche vermeiden könnte.
Für die Suche nach Innovationen – digitale, aber auch analoge – wurde der 1 A-Award ins Leben gerufen. Noch bis 31. August können Sie sich bewerben, mit kleinen oder großen Projekten, die die medizinische Versorgung in Deutschland voranbringen.
Gesundheitskiosk: ab in die Zukunft
Gewinner des 1A-Awards 2018 sind bekannter und können Aktivitäten ausweiten
Neue Wege in der medizinischen Versorgung? Genau die hat die Initiative „Gesundheit für Billstedt/Horn“ eingeschlagen. Mit Erfolg! Für ihren einzigartigen Gesundheitskiosk wurde sie im letzten Jahr mit dem 1A-Award ausgezeichnet. Seitdem ist viel passiert …

Mouna Jenayah gehört trotz ihrer jungen 33 Jahre zum Urgestein des Gesundheitskiosks im Hamburger Stadtteil Billstedt. Ihre Frauenärztin überwies sie im Januar 2018 in die Einrichtung, weil sie aufgrund ihres Übergewichtes mehrere Fehlgeburten hatte. Die Teilnahme an einem Abnehmkurs sowie mehrere Einzelberatungen durch eine akademisch fortgebildete Hebamme führten zu einer deutlichen Gewichtsreduzierung – kürzlich kam die tunesischstämmige Frau in den Gesundheitskiosk, um unter Freudentränen von ihrer nun schon sechs Monate dauernden Schwangerschaft zu erzählen.
Es sind diese Geschichten, die so viel über die Fortentwicklung des Gesundheitskiosks und der Gesundheit für Billstedt/Horn UG erzählen. Die Stärkung der Eigenverantwortung von Patienten durch eine qualifizierte Beratung zum Beispiel. Oder die Kursangebote, die mittlerweile die Zahl 50 übersteigen. Die Vernetzung des Gesundheitskiosks mit rund 100 qualifizierten Betreuungs- und Beratungsstellen im Stadtteil.
Seit der Gründung wurden mehr als 5200 Beratungen im Gesundheitskiosk durchgeführt, Stand Ende Mai 2019. Über 1500 davon mit mehr als einer Beratungsstunde.
Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um die „üblichen“ Beratungen zu Ernährung oder Gewichtsabnahme. Anfang 2019 nahmen zwei Onkolotsinnen sowie zwei Beraterinnen für psychosoziale Fragen ihre Arbeit auf. Eine von ihnen mit einem speziellen muttersprachlichen Beratungsangebot für iranische und afghanische Frauen. Ohnehin zeigt sich die Vernetzung mit relevanten Einrichtungen deutlich weiter fortgeschritten als noch vor sechs Monaten. „Kooperation, Kommunikation und Koordination der ansonsten sehr isoliert organisierten Abläufe stellen das A und O für eine bessere Gesundheitsversorgung dar“, sagt Alexander Fischer, Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn UG. Nicht mehr nebeneinander, sondern miteinander Abläufe koordinieren, einen gemeinsamen Informationsstand über die Patienten organisieren – dieses Ziel verfolgt das Netzwerk mit Nachdruck.
Jüngstes Beispiel: Die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit dem Hamburger Marienkrankenhaus. Eine eigens dafür abgestellte Fachkraft steuert die zur Entlassung anstehenden Patienten aus Billstedt und Horn gezielt in den Gesundheitskiosk. Versorgungsbedarf wie bei chronischen Erkrankungen oder das Fehlen pflegender Angehöriger würden damit frühzeitig erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitskiosk gelöst.
„Auch Patienten, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, profitieren davon“, sagt Fischer. Sie würden in die gesundheitsfördernden Beratungskursangebote überführt, die in sieben verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen. Damit werde auch sichergestellt, dass Patienten die ihrer Erkrankung entsprechenden relevanten Informationen bekommen und eine adäquate Versorgung erhalten.
Neben mittlerweile 46 Veranstaltungen speziell für Ärzte gewinnt die Schulung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) immer mehr an Gewicht – bis hin zum Thema Kommunikationsschulung zum Patientendialog. Mouna Jenayah hat ihre positiven Erfahrungen mit dem Gesundheitskiosk in eigenes Handeln übersetzt. Sie ist inzwischen Sprecherin des Anfang des Jahres neu gegründeten Patientenbeirates.
Bündnis junger Ärzte in Jury des 1A-Awards
Arztbild der Zukunft mit Digitalisierung ohne Entpersonalisierung
Medizinische Versorgung verbessern, Digitali-sierung annehmen, ohne dabei die Arzt-Patienten-Beziehung zu gefährden. Das sind Forderungen des Bündnisses junger Ärzte. Beim 1A-Award eingereichte Projekte könnten einen Teil dazu beitragen.

Die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Deutschland – das große übergeordnete Ziel im Gesundheitswesen. Gerade junge Mediziner möchten den Wandel aktiv gestalten. Gemeinsam agieren sie im „Bündnis junger Ärzte“ (BJÄ), in dem sich Vertreter von 22 Verbänden und Fachgesellschaften zusammengeschlossen haben. Dr. Diane Bitzinger aus Regensburg ist eine von ihnen. Sie sitzt auch in diesem Jahr in der Jury des „1A-Awards“.
„Wir haben das gemeinsame Ziel, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten“, erklärt die Ärztin. In einem Positionspapier bezieht das Bündnis Stellung zu Herausforderungen wie der mit demografischem Wandel, medizinischem Fortschritt und steigendem Kostendruck der Kliniken einhergehenden Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen oder der Qualität der ärztlichen Weiterbildung.
Dabei geht es auch um ganz konkrete Forderungen. Das Bündnis fordert ein neues Arztbild mit Digitalisierung ohne Entpersonalisierung der Patienten-Arzt-Beziehung sowie die Begrenzung der zunehmenden Ökonomisierung in der Medizin. „Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns wichtig“, sagt Mira Faßbach, Sprecherin des BJÄ. „So steigt zum Beispiel die Zahl der Ärzte in Elternzeit, aber innovative Arbeitsmodelle und flexible Kinderbetreuungsangebote sind weiterhin rar.“
Außerdem müssten auch neue Regelungen gefunden werden, Probleme wie eine mangelnde fachliche Weiterbildung oder die stete Arbeitsverdichtung in Krankenhäusern und Praxen zu lösen. „So gerne wir engagiert täglich für unsere Patienten kämpfen, darf das nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit geschehen“, erklärt Max Tischler, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Junge Ärzte der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Mitglied des Bündnisses. In einer aktuellen Umfrage gaben fast 70 Prozent der teilnehmenden jungen Ärzte an, schon einmal von einem Burnout bedroht gewesen zu sein.
Der BJÄ setzt auch auf digitale Innovationen im Krankenhaus, um den klinischen Alltag effizienter zu gestalten und die Versorgungsqualität der Patienten zu verbessern. Die alltägliche Wahrnehmung sei jedoch, dass dieses Potenzial von Medizinern nicht ausgeschöpft werden kann: Unzureichende Hardware mit veralteten IT-Systemen, Kupfer- statt Glasfaserkabeln und die fehlende personelle Ausstattung der IT-Abteilungen sind in Krankenhäusern mehr Regel als Ausnahme.
Aktuell sei das Verhalten der Politik – und nicht das der Ärzte – der Hemmschuh in puncto Digitalisierung. Konkrete Forderung: Aufbauend auf einer modernen IT-Infrastruktur sollten zukünftig Applikationen, die auf künstlicher Intelligenz (KI) beruhen, unseren Alltag erleichtern. KI kann uns darin unterstützen, den wachsenden Dokumentationsansprüchen effizient gerecht zu werden oder zu leistende Routinearbeit sinnvoll zu klassifizieren, um dringliche Befunde priorisiert bearbeiten zu können.
„Wir haben den Anspruch, mitzugestalten und mitzureden“, betonen die Bündnis-Mitglieder. „Wir suchen den Dialog mit der Politik und den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen, um ein weiterhin handlungsfähiges und menschliches Gesundheitswesen für Ärzte, Heil- und Pflegeberufe und vor allem für unsere Patienten mitzuformen.“
And the 1A-Award goes to …
Preis für Verbesserungen beim Arzt und in der Apotheke geht in die nächste Runde
Zusammen mit der Medical Tribune und der Deutschen Apotheker Zeitung hat 1 A Pharma mit dem „1A-Award“ 2018 einen Preis ins Leben gerufen, der konkrete Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auszeichnet. Nun geht es in die zweite Runde – Bewerbungsschluss ist der 31. August 2019.

1 A Pharma GmbH
Der 1A-Award 2018 erfreute sich regen Zulaufs, die eingegangenen Projekte reichten von einer kreativen Suche nach einem Hausarzt bis zur innovativen Zeckenzange. Gewinner wurde schließlich eine Initiative für bessere medizinische Versorgung in sozial schwachen Stadtteilen.
Denn bei der medizinischen Versorgung in Deutschland ist nach wie vor viel Luft nach oben. Das weiß auch Michael Klein, Geschäftsführer der 1 A Pharma GmbH aus Oberhaching bei München: „Wer auf dem Land wohnt und gesundheitliche Hilfe braucht, hat häufig schon jetzt ein Problem. Ärzte finden keine Nachfolger und schließen ihre Praxen, nicht selten trifft es dann auch die Apotheke nebenan. So wird das Leben auf dem Land immer unattraktiver. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen könnte da neue Möglichkeiten schaffen“, sagt der Manager. Umso willkommener sind Projekte, die in diesem Bereich für neuen Schwung sorgen und nun auch die Chance auf einen Preis haben.
Und wie ist die Situation in den Praxen? Laut einer aktuellen Studie der KBV werden in etwa 164 000 deutschen Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten 54,16 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr für die Bewältigung administrativer Aufgaben aufgewendet. Umgerechnet entspricht das jährlich 60 Arbeitstagen für jede Praxis.
Eigentlich müsste jeder Arzt mindestens einen Tag pro Woche schließen, damit er den Papierkram erledigen kann. Auch das könnte ein Anlass sein, neue Ideen zu entwickeln und beim Award einzureichen. „Der Preis ist zwar nicht dotiert, aber die große Aufmerksamkeit, die die Nominierten und natürlich die Preisträger erhalten, sollte man nicht unterschätzen“, sagt Klein.
Unabhängige Jury hat entschieden
Gesundheitskiosk und Külsheimer
Apothekerin gewinnen 1A-Award!
Jeweils fünf Projekte gingen ins Rennen um den diesjährigen 1A-Award, jetzt stehen die Gewinner in den Kategorien „Apotheke“ und „Arzt“ fest. Beide zeigen eindrucksvoll, wie man nach dem Motto „Einfach verstehen“ die medizinische Versorgung in Deutschland verbessern kann.

Tradition verpflichtet: Nicht nur Bewährtes bewahren, sondern auch neue Schritte wagen. Das gilt für die über 300 Jahre alte Stadt-Apotheke in Külsheim im Besonderen. Jetzt hat die Inhaberin Angela Haegele-Weber für ihre Innovationsfreudigkeit den 1A-Award 2018 gewonnen. Sie hat in einem Nachbarort ohne Apotheke einen digitalen Rezeptscanner installiert, damit Medikamente schneller bei ihren Kunden ankommen. Kundenservice pur.
Die Herausforderungen für die medizinische Versorgung und gesundheitliche Hilfe auf dem Land war schon immer groß. So betreibt die Külsheimer Apotheke bereits seit über 40 Jahren in mehreren Ortsteilen Rezeptsammelstellen – weiße Briefkästen mit einem großen Apotheken-„A“ gekennzeichnet. Sie werden täglich geleert, die Rezepte dann in der Apotheke bearbeitet, später die Medikamente kostenlos ausgeliefert.
Im Juni letzten Jahres dann der große Sprung von der analogen in die digitale Welt: Seitdem steht ein Rezeptscan-Terminal (Betreiber: VSA GmbH) im Gemeindezentrum von Külsheim-Hundheim. Im geschützten Foyer, 24 Stunden am Tag erreichbar. Ca. acht Kilometer von der einzigen Apotheke im Umkreis entfernt.
Die unabhängige Jury des 1A-Awards hat dieses Projekt in ganz besonderem Maße überzeugt: Unter dem Aspekt „Einfach verstehen“ hat Angela Haegele-Weber den Nutzen für ihre Kunden über alles gestellt und ist neue Wege gegangen. Der digitale Rezeptscanner ist sicher und praktisch für die Bewohner auf dem Land, die Technik ausgereift, der Datenschutz gewährleistet. Dieses Angebot schließt eine Lücke zwischen lokalen Apotheken und dem Versandhandel.

Wenn die gewohnten Wege der medizinischen Versorgung an ihre Grenzen stoßen, geht das fast immer zu Lasten der Patienten. Umdenken? Schwierig. Ganz neue Wege gehen? Mühevoll und beschwerlich. Aber genau das hat die Initiative „Gesundheit für Billstedt/Horn“ in Hamburg gemacht. Für ihren einzigartigen Gesundheitskiosk wurden jetzt stellvertretend Irena Geibel, Jonas Afonso de Faria und Dr. Gerd Fass mit dem 1A-Award ausgezeichnet.
Gerade in Großstädten gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Niveau der medizinischen Versorgung oder der sozialen Lage. Das bekommen die Menschen in den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn hautnah zu spüren: Dort kommen gerade einmal 1,25 Ärzte auf 1.000 Einwohner – weniger als die Hälfte des Hamburger Durchschnitts. „Es gibt drei Möglichkeiten hier als Arzt mit der Situation umzugehen: jammern, weggehen oder machen“, sagt Dr. Gerd Fass, Vorstandsvorsitzender des Ärztenetzwerks Billstedt-Horn. Er und seine Mitstreiter haben sich für die letzte Variante entschieden. Mit großem Erfolg!
Was genau ist der Gesundheitskiosk? Er ist das Leuchtturm-Projekt der Initiative „Gesundheit für Billstedt/Horn“, die zwei lokale Ärzte 2012 angeschoben haben. Ziel war es, in beiden Stadtteilen bessere Strukturen für die medizinische Versorgung aufzubauen. Im Gesundheitskiosk, der im Schatten eines großen Einkaufszentrums liegt, berät ein medizinisch ausgebildetes und mehrsprachiges Team Patienten vor und nach Arztbesuchen, koordiniert Behandlungsschritte und vermittelt sie an Einrichtungen und Vereine im Stadtteil. Und das alles kostenlos…